Der Kirchturmlurer ist da – ab jetzt wird geguckt, gewitzelt und gewettert!

Der Kirchturmlurer ist da – ab jetzt wird geguckt, gewitzelt und gewettert!

Grüß Gott – wobei man dazu ja auch „Grüß Ihn“ sagen könnt, weil wer weiß, ob er grad Zeit hat.

Also ich sitz da oben auf dem Kirchturm. Schon länger. Da ist’s ganz ruhig – wenn man die Tauben, die Glocken und die Stille ignoriert. Und ich schau. Immer runter. Weil von oben schaut man leichter runter als rauf. Das liegt an der Schwerkraft und der Übersicht.

Neulich, also vor kurzem oder vielleicht auch länger her, da san zwoa seltsame Vögl in die Kirch rein. Keine mit Flügerl, sondern mit Fragen. Die ham den Pfarrer gefragt, ob die Kirche jetzt neu wird. Also nicht neu wie neu, sondern renoviert. Oder saniert. Oder beides gleichzeitig.

Und der Pfarrer? Der hat alles erklärt, ganz genau. So genau, dass sie‘s gar nimmer hinterfragt habn. Und das ist gefährlich. Weil wenn man was versteht, ohne es zu hinterfragen, glaubt man’s am End vielleicht. Also es wird gebaut. Und wenn gebaut wird, dann wird meistens auch eingerissen. Oder gestützt.

Und da is mir was eingefallen:

Wenn zwoa Leut was wissen wollen, dann muss mindestens einer was wissen – und wenn keiner was weiß, dann wird’s interessant. Also hab ich mir gedacht, ich schau jetzt genauer.

Und wenn ich schon schau, kann ich auch luren.

Und wenn ich schon lur, dann kann ich auch schreiben.

Weil wer nur schaut, der sieht ja auch nix – zumindest nicht schriftlich.

So ist er entstanden: Der Kirchturmlurer. Ein Beruf, den’s gar ned gibt, aber das hindert ja keinen daran, ihn auszuüben.


Am Samstag war dann Fußball. Dorfmeisterschaft.

Des is wie Weltmeisterschaft, bloß kleiner und mit mehr bekannten Gesichtern.

Der FC Straßkirchen hat eingeladen.

Wer laufen kann, hat gespielt. Und wer ned laufen kann, hat zug’schaut. Oder gemeint, er könnt laufen, und dann hat er trotzdem g’spielt.

Ich hab’s gesehn – von oben.

Da war mehr Bewegung als bei der Wahl, und des bei weniger Politik.

Und g’lacht ham’s auch. Obwohl ned alle gwonnen ham. Aber bei uns lacht man auch, wenn man verliert. Oder weil man eh weiß, dass der Sieg meistens nur kurz haltbar ist.

BMW – also ned das Werk, sondern die Mannschaft – hat letztes Jahr im Elfmeterschießen verloren. Und heuer haben’s trainiert. Tagelang. Elfmeterschießen immer vom Punkt, als wär der Punkt des Lebens bloß ein Punkt zum Drauftreten.

Dann war Finale, wieder mit BMW. Alle waren nervös. Sogar i.

Und dann sagt der FC Straßkirchen:„Heuer gibt’s koa Elfmeterschießen mehr – jetzt gibt’s Golden Goal.“

Also des is wie wenn ma für Mathe lernt und dann kommt Musik. Aber die Regeln sind da flexibel.

Also ham’s wieder verloren. Aber diesmal mit Vorbereitung. Und Vorbereitung macht vieles leichter – auch das Verlieren.

Foto: Instagram / C. Marxt

Die B8 is a Baustelle.

Schon lang. Manche sagen, sie war immer schon da. Andere sagen, sie wird nie fertig. Beide könnten recht haben – oder auch ned.

Sie sind jetzt beim Optiker angekommen, was gut is, weil da sieht man wenigstens, wie schnell’s vorangeht.

Ich schau jeden Tag runter. Manchmal bewegt sich was. Manchmal is Stillstand auch eine Bewegung – aber in die falsche Richtung.

Im Rathaus wird Fenster geputzt.

Das ist eine Arbeit, bei der man zwar rausschaut, aber ned immer was sieht.

Vielleicht wollen’s jetzt wieder mehr Durchblick. Oder wenigstens, dass es von außen so aussieht.

Weil:

Ein sauberes Fenster macht noch keinen klaren Gedanken – aber man sieht wenigstens, wenn er fehlt.

Zum Schluss sag ich bloß:

Ich schau weiter. Von oben. Mit Überblick, aber ohne Urteil. Weil wer zu schnell urteilt, der denkt vielleicht gar ned – und wer zu lang denkt, verpasst vielleicht, worum’s geht.

Euer Kirchturmlurer (Schauender, Denkender, Schreibender – manchmal gleichzeitig)

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