Neues vom Kirchturmlurer! Zwischen Glockenzug, Giraffenschlaf und Gerüchtekick – Sommer in Straßkirchen

Neues vom Kirchturmlurer! Zwischen Glockenzug, Giraffenschlaf und Gerüchtekick – Sommer in Straßkirchen

Griaß Eich beianand!

Am Mittwoch war wieder was los, aber diesmal ganz offiziell, mit Absperrband, Sicherheitswesten und einem Autokrahn, der mehr Eindruck gmacht hat als mancher Gemeinderatsbeschluss. Unsere älteste Glocke wurde rausgehievt, also Glocke Nummer 2 ganz vorsichtig, aber mit Nachdruck. 750 Kilo, laut Zuschauer. Also fast eine halbe Tonne Geschichte, auf einem Haken mit Drehgelenk. Die Glocke is von 1764, also älter als alles, worüber wir hier noch regelmäßig abstimmen. Sie hat einen Riss. Rundum. Was man nach 250 Jahren Dienst am Ohr auch niemandem verübeln kann.

Wenn man so lang läut, reißt einem irgendwann was sei’s die Stimme oder die Geduld. Jetzt geht‘s auf Reise nach Tirol. Zur Restaurierung. Oder wie man dort sagt: Zur Auffrischung mit Klöppelkontrolle.

Ob’s dort schöner is als hier, weiß man ned. Aber sie kommt bestimmt verändert zurück, hoffentlich wieder ganz und immer noch sie selbst. Weil, momentan läutet nur noch eine von fünf Glocken. Der Rest hängt da wie unausgesprochene Wahrheiten. Und wenn die alte Glocke dann wieder da is, wär‘s schön, wenn sie nicht allein singen muss.

Foto: vom Pfarrer

Und wie wird des dann sein, wenn gegenüber im Rathaus plötzlich wieder alle Glocken hörbar sind? Ob einer rausschaut? Oder bleibt das Fenster zu weil draußen ja bloß die Realität ist? Vielleicht fragt sich dann wer im Gemeinderat, ob das Läuten jetzt was bedeutet. Oder ob’s bloß ein Probelauf is wie so vieles bei uns. Und wenn’s dann wirklich wieder fünf Glocken sind, die gemeinsam was sagen wollen vielleicht hören’s dann drüben genau hin. Oder sie machen das Fenster zu. Weil fünf Glocken auf einmal könnten ja leicht nach Einheit klingen. Und das wär ja… fast schon revolutionär.

Am Freitag da war auch was los, aber diesmal ned am Kirchturm, ned im Rathaus, sondern da, wo man’s am wenigsten vermutet: In der Bücherei.

Für Kinder und ihre Stoffbegleiter. Also Plüschbären, Giraffen, Einhörner alles, was weich is und ned widerspricht.

Die Kinder durften die Lieblinge abgeben und dann blieb das Kuscheltier über Nacht. In der Bücherei.

Ich hab mich erst gfragt, ob die dann auch was lesen müssen. Oder ob sie sich selbstständig ins Märchenregal legen und hoffen, dass sie verfilmt werden. Aber scheinbar ham’s sich gut benommen kein Buch gefressen, kein Streit mit der Tigerente. Am nächsten Tag gabs Fotos, von den Tieren beim Lesen, beim Schlafen, beim Schabernack.

Ich sag:

Mords Gaudi. Für die Kinder und wahrscheinlich auch für die Bibliothekare. Weil die san selten so nah dran an echten Abenteuern.

Da denk i mir:

Wenn Kuscheltiere über Nacht in der Bücherei bleiben dürfen dann gibt’s vielleicht doch noch Hoffnung für die Fantasie.

Auch wenn sie in Straßkirchen wohnt.

Foto: Gemeindebücherei Straßkirchen / Instagram


Am Samstag war Sommerfest vom FC Bayern Fanclub Straßkirchen und zwar dort, wo’s hingehört: Am Sportplatz.

Viele Besucher san kemma, die Sonne hat sich blicken lassen und der Spaß war größer als das Schattenangebot.

Das Highlight:

Ein Menschenkickertunier.

Also Tischkicker bloß mit echten Leuten. Eingehängt, festgehalten, geradeaus und trotzdem in Bewegung.

Es is bisserl wie das Leben im Dorf.

Es wurde g’lacht, g’ratscht, g’feiert und wer mitgspuit hat, war am End a bissl schwindlig, aber glücklich.

So soll’s sein beim Sommerfest wenn der Körper mitmacht und die Meinung auf der Ersatzbank bleibt.

Dazu fällt mir nur ein:

Solang ma gemeinsam blödeln kann, ohne dass einer gscheid sein muss, läuft das mit dem Vereinsleben ganz ordentlich.

Ja wenn ma beim Sommerfest ned nur mitgspuit, sondern a bissl hingehört und gschaut hat, dann war wieder was los in der Gerüchteküch.

Die hat g’ratscht wie ein losgelassener Kaffeelöffel in der Blechtass.

„Gibt’s jetzt dann einen, zwei, drei oder sogar noch mehr Bürgermeisterkandidaten?“

„Wie geht’s weiter mit der Kirch und zwar nicht nur baulich, sondern überhaupt?“

„Und wer wird nächstes Jahr eigentlich unser neuer Landrat?“

Fragen über Fragen.

Und dann wie’s halt so is, wenn das dritte Bier hilft beim Weitdenken hab i nur drauf gwartet, dass einer sagt:

„BMW baut jetzt dann LKWs in Straßkirchen. Mit drei Dieselmotoren. Übereinander.“

Da denk i mir:

Wenn ma alles glauben würd, was so gsagt wird, dann hätten wir längst a Straßenbahn, a Hallenbad und a Mautstelle beim Maibaum.

Aber zum Glück is Reden ned bindend. Und Zuhören schad nix. Vor allem, wenn ma oben sitzt und eh alles mitkriegt sogar des, was keiner g’sagt haben will.

Aber am Schluss nach dem letzten Bier, dem letzten Menschenkicker und dem zwölften Gerücht, da war man sich dann doch wieder einig.

Nächste Saison wird der FC Bayern wieder Meister.

Den DFB-Pokal holen’s auch.

Champions League sowieso.

Und die Sechzger?

Die ham nächstes Jahr wahrscheinlich auch wieder ihren Scheich. Der bringt ihnen dann weiter „seine eigene bayerische Kultur“ bei. Mit Weißwurst, Wüstensand und einem Sponsoringvertrag, der genauso unübersichtlich is wie ihre Tabellenlage.

Da fällt mir wieder was ein:

Wenn ma beim Reden ned weiterkommt, dann hilft immer noch Fußball. Oder wenigstens a gscheite Auswechslung.

So meine Damen und Herren, ob jung oder oid, oder oid und jung,

der Kirchturmlurer macht jetzt erstmal Sommerurlaub. Auch wer oben sitzt, braucht ab und zu mal a andere Aussicht am besten eine mit Liegestuhl statt Kirchturm und mit Eiskaffee statt Baugerüst.

Ich hoff, ihr passt für mi auf und berichtet mir alles, was in den nächsten Tagen so passiert. Ob’s wieder läutet, g’ratscht oder g’feiert wird i verlass mi auf euch.

Weil eins is klar:

Nur weil i grad ned schau, heißt’s ned, dass i nix seh.

Bis bald

Euer Kirchturmlurer

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